SPÄHER IM BERG-ODANGAU

CHRISTLICHE PFADFINDERSCHAFT DEUTSCHLAND E.V.

Kategorie: Kultur

„Wir wollen die wahre Lebensfreude finden“ – Ein Gedankenimpuls

Wohin gehst Du?

veröffentlicht in The Writings of St. Maximilian Maria Kolbe Volume II von Nerbini International (2016)

Brieftasche, Kreditkarte, Bargeld
Wohin gehst du im Laufe deines Lebens? Jeden Tag, jede Stunde handelst du, denkst du, sagst du  immer etwas. Zu welchem Zweck? Die Wahrheit ist, dass du nach etwas strebst, entweder näher oder weiter weg. Und ihr strebt danach, weil ihr hofft, dass es euch einen Hauch von Glück bringen kann. Ein solches Streben nach Glück ist so natürlich, dass kein Mensch auf der Welt existiert, der sich nicht nach Glück sehnt. Allein aus diesem Grund horten die Menschen Geld, suchen Ruhm und Vergnügen, um Glück zu finden. Ist es nicht wahr, dass du an allen Orten und in allen Dingen auf dieser Erde immer nach Glück gesucht hast? Weiterlesen

Die Christliche Pfadfinderschaft vom Nationalsozialismus bis zu den Grundsätzen von Rieneck (1933-1962)

Die Christliche Pfadfinderschaft im Nationalsozialismus (1933-1945)

Mit dem Aufkeimen des Nationalsozialismus und der „Machtübernahme“ 1933 kam die Bündische Jugendbewegung in eine zunehmend schwierigere Lage und schließlich zum Erliegen. Die Bünde und Verbände waren von der „Gleichschaltung“, also der Überführung in nationalsozialistische Organisationen wie der Hitlerjugend (HJ) oder dem Bund Deutscher Mädel (BDM), oder Verboten bedroht. Das selbe galt auch für die Evangelische Jugend (EJ) mit ihren Pfadfinder*innen.

Zur Integration in nationalsozialistische Strukturen kam es bereits im folgenden Jahr: 1934 wurde die Arbeit mit Minderjähirgen verboten. Somit durften nur noch Erwachsene bzw. Kreuzpfadfinder*innen aktiv bleiben. In dieser Zeit gewannen Gottesdienste, die von Anhängern der Bekennenden Kirche gehalten wurden, auch für Jugendliche an Bedeutung. Diese Jugendgottesdienste stellten als politisches Bekenntnis ohne „aktiven“ Widerstand eine Herausforderung für die Hitlerjugend dar, besonder dort, wo diese zahlenmäßig unterlegen waren.

Kitzingen am Main, Bayern (Stahlstich um 1845)

Kitzingen am Main, Bayern (Stahlstich um 1845)

Ein Beispiel aus der Geschichte

In Kitzingen, wo es mehr Bündische Jugend als BDM- und HJ-Angehörige gab, wurde die Eingliederung der evangelischen Pfadfinder*innen 1934 in Rahmen eines Gottesdienstes vollzogen. Die NS-Verantwortlichen befürworteten dieses Vorgehen, um Eskalationen vorzubeugen. Die Predigt hielt der Kitzinger Pfarrer Herrmann Schlier, Angehöriger der Bekennenden Kirche. Mit wehenden Fahnen und Bannern zogen die Pfadfinder zur Kirche, rollten die Banner ein und gingen schweigend hinein. Sie waren in der Überzahl und die HJ und der BDM, die beide im Gottesdienst anwesend waren, ertrugen das Geschehen mit zusammengebissenen Zähnen. Im Anschluss an den Gottesdienst besprachen sich die Führer*innen und Führer im Pfadfinderheim, wo die Banner verborgen werden sollten.

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„Wir wollen Volk und Staat dienen“ – Über Volksverhetzung, Patriotismus und Leitkultur

Ich glaube es gibt keine Formulierung im Späherziel, mit der ich zunächst selbst weniger anfangen konnte als mit folgendem Punkt:

„Wir wollen in Verbundenheit zu Heimat und Kultur beides zu erhalten trachten, aller Volksverhetzung wehren, Verantwortung für die Gesellschaft mittragen und deshalb Volk und Staat dienen.“

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mich auf dem Bundeslager 2012 mit 17 Jahren mit dem damaligen Späherbeauftragten in seiner Hängematte unterhielt und ihn fragte, was in aller Welt damit gemeint sein sollte. Als chronischer Weltenbummler war der Begriff „Heimat“ mir fremd und „Volk und Staat dienen“ war gerade zu verdächtig braun eingefärbt. Sein Antwort war so einfach wie banal: „Wählen“. Tatsächlich standen im folgenden Jahren auch zum ersten Mal Bundestagswahlen an und nach einem obligatorischen Wahl-o-Mat Besuch setzte ich meine schlecht informierten Kreuze. Angesichts der Tatsache, dass die Bundestagsparteien damals schon kaum Profile hatten und die rechten Populisten noch nicht eingezogen waren, konnte man auch nicht besonders viel falsch machen. Dennoch war ich mit der kurzen Antwort nicht befriedigt. Immerhin stand dort nicht „wählen“, sondern „Volksverhetzung wehren“ und „Volk und Staat dienen“. Was konnte damit denn nun wirklich gemeint sein?  Weiterlesen

Lebensfragen-Spiel zum Späherziel

Für den Späherkurs auf dem Landesmarkpfingstlager 2018 wurde im Stil der Lebensfragen-Spiele folgende Kopiervorlage erstellt. Dabei handelt es sich um Fragen zur Selbstreflexion oder als Gesprächsgrundlage, die einzelne Aspekte des Späherziels thematisieren. Die Datei findet ihr über diesen Link zum Download als PDf: Impulsspiel

Viel Spaß beim Spielen und Reden!

„Wir wollen reifer werden“ – Impulse zum Wachsen und Reifen

Der Begriff „reifen“ kommt in unserem Späherziel vor. Ich hatte mir selbst wenig Gedanken darüber gemacht, was er bedeuten könnte, als ich ihn das erste Mal las – doch merkte bei einigen Spähergesprächen, das kaum jemand damit wirklich etwas anfangen konnte. Hatte ich den Begriff vielleicht selbst einfach zu leichtfertig zur Seite geschoben?

04-april

Vor einer Weile entdeckte ich durch Zufall ein kleines Buch mit dem Titel „Ich wachse und reife… und werde verwandelt“ von Ulrich Schaffer in einer winzigen Bibliothek mit gebrauchten Büchern in Estland. Ohne Versuch hier juristisch zu definieren oder historische Hintergründe anzusprechen, die den Wortlaut begründen, habe ich hier ein paar Zitate aus dem Buch als inhaltliche Impulse zum Späherziel gesammelt: 

Wenn wir uns mitnehmen lassen vom Leben, so werden wir uns auch immer wieder verwandeln. Meist geht das nicht ohne Schmerzen, weil auch Kräfte in uns gibt, die Angst haben vor dem Reifen. Es geht darum nicht ohne Einsatz, nicht ohne die klare Entscheidung, wachsen und reifen zu wollen.  Weiterlesen

Lebensfragen: Behinderung und Sexualität

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Sollten Menschen mit geistiger Behinderung den selben Anspruchauf Sexualität und Nachwuchs haben?

Gedankenimpuls

Auch wenn nicht immer offen darüber gesprochen wird, ist das Thema Sexualität für die meisten Menschen ab der Pubertät sehr wichtig. Grundsätzlich ist es jedem überlassen, seine Sexualität den eigenen Bedürfnissen entsprechend auszuleben, außer wenn jemand anderes dadurch zu Schaden kommt. In Bezug auf Menschen mit Behinderung, körperlich sowie geistig, gibt es jedoch noch viele Tabus, die unter Anderem dazu führen, dass man sich selten mit der Frage auseinandersetzt, wie man mit der Sexualität von Menschen mit Behinderung umgeht.

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Buchempfehlung „Edelweiß: Meine Jugend als Widerstandskämpferin“

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Ende 1939 oder Anfang 1940, so genau kann ich mich nicht erinnern, überlegten wir sechs uns, was wir eigentlich waren. Wir kannten uns nun schon eine ganze Weile und vertrauten einander immer mehr. Jeder tat auf seine Weise etwas gegen den Nationalsozialismus, doch bislang hatten wir keine gemeinsamen Aktionen durchgeführt, sondern nur darüber gesprochen, dass es mit Hitler nicht länger so weitergehen durfte. Klar waren wir „die andere Jugend“, die oppositionelle Jugend, aber mit einem Verweigern des Hitlergrußes oder der HJ-Zugehörigkeit war es schließlich nicht getan. Wenigstens waren wir dieser Meinung. Auch das erforderte in diesen Zeiten schon unglaublich viel Mut. Wir wollten zu dem frei sein, wir wollten frei wandern und singen können, wir wollten unsere Kleidung und unser Aussehen selbst bestimmen – alles Wünsche, die unter dem nationalsozialistischem Regime un denkbar waren. Und für die wollten wir kämpfen. Es war klar, dass wir uns nicht als illegale, wilde Gruppe der Bündischen Jugend verstanden, auch wenn wir aus ihr hervorgegangen waren. Wir brauchten eine eigene Identität, die die neuen politischen Machtverhältnisse widerspiegelte. „Wer macht den ersten Namensvorschlag von unsere neue Gruppe?“ Plötzlich ging alles wild alles durcheinander: „Wüstenmaus“, „Zugvögel“, „Bärenfett“, „Matterhorn“, „Edelweiß“. „Edelweiß?“, fragten nun alle. „Edelweiß ist eine Blume, die auf den höchsten Bergen wächst, sogar bei Schnee und Eis. Keiner kommt an sie heran und kann sie einfach abpflücken, außerdem steht sie unter Naturschutz. Ein Edelweiß ist frei, wunderbar frei, keine andere Blume ist so frei wie ein Edelweiß. Wo die blüht, da wird uns nichts passieren. Das wär doch was für uns. Weiterlesen

Ein Blick ins Ausland

Vorurteile gegenüber Pfadfindern in Deutschland und Frankreich

Meine persönlichen Erfahrungen mit der Pfadfinderbewegung sind fast durchweg positiv: Als Kind habe ich spielerisch die Natur kennengelernt. Dadurch habe ich eine Ehrfurcht vor der Schönheit der Natur entwickelt und verstanden, dass ich in der Beziehung zur Schöpfung auch ihrem Schöpfer nahe sein kann. Ich habe ebenfalls gelernt respektvoll mit anderen Menschen umzugehen, sie unabhängig von ihrer Religions-zugehörigkeit, ihrem sozialen Umfeld oder persönlicher Meinung zu schätzen. Ich habe gelernt, dass ich mich solidarisch verhalten und Kompromisse eingehen muss und was eine „Gemeinschaft“ ausmacht. Bei den Pfadfindern wurden meine körperlichen und geistigen Fähigkeiten gefördert, so dass ich heute Verantwortung für mich sowie meine Mitmenschen übernehmen kann.

Dennoch habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich man sich über die Pfadfinderei lustig macht und sich dabei immer wieder der selben beliebten Stereotypen bedient. „Ihh Pfadfinder“ – wer hat das noch nicht gehört und wer hat es nicht selbst schon aus Spaß zu einer anderen Pfadfinderbekanntschaft gesagt? Vorurteile bestehen gegenüber Pfadfindern im allgemeinen, innerhalb der Pfadfinder gegenüber bestimmten Gruppierungen und sind meistens in einen landesspezifischen historischen Kontext eingebettet. Als ich aus Kanada kam, durfte ich bestätigen, dass ich dort klischeehaft Kekse verkauft und Abzeichen gesammelt habe. In Deutschland bekomme ich immer wieder mit, wie andere Bünde in Schubladen mit bestimmten Eigenschaften oder Tätigkeiten gesteckt werden.

Ich denke, es ist wichtig, sich ernsthaft mit den Vorstellungen anderer sowie den eigenen Vorstellungen über andere zu beschäftigen, um der Pfadfinderbewegung sowie unseren Mitmenschen den Respekt zu vermitteln, der ihnen gebührt. In der Konfrontation mit klischeehaften, teilweise beleidigen Vorstellung darüber, was wir sind und tun, ist es manchmal sinnvoll Hintergründe erklären zu können, von daher, hier ein kleiner Versuch. Weiterlesen

Ein Wochenende unterwegs mit französischen Pfadfindern

Mit wem war ich unterwegs?

Nach einigen Wochen in Frankreich habe ich dort Kontakt mit einem katholischen Pfadfindergruppe aufgebaut, die zum internationalen Gesamtverband der „Guides et Scouts d’Europe“ (UIGSE) gehören. Der Verband hat 70.000 Mitglieder in sechzehn europäischen Ländern sowie Argentinien und Kanada. Da ein Drittel der Mitglieder im französischen Nationalverband sind, prägen diese wesentlich den Gesamtverband. Weiterlesen